Der Ringschluss eröffnet völlig neue Möglichkeiten im Zentrum der Stadt: Die Wiener Neustädterinnen und Wiener Neustädter können sich auf einen komplett neu gestalteten „Boulevard Grazer Straße“ freuen. Bäume und Grünräume sorgen für ein besseres Mikroklima und damit eine höhere Aufenthalts- und Lebensqualität. Die Neugestaltung löst außerdem eine Grenze zur Innenstadt auf und stärkt somit das Stadtzentrum. Nur durch den Ringschluss kann auch die Nestroystraße verkehrsberuhigt, begrünt und rückgebaut werden. Diese Maßnahmen ermöglichen es zudem, ein Lkw-Durchfahrtsverbot zu erlassen. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Lichtenwörth profitieren bereits jetzt von den Vorteilen des Ringschlusses. In der Gemeinde wird die Ortsdurchfahrt neu gestaltet, was zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führt. Der Durchzugsverkehr wird mit dem Ringschluss abnehmen.
Zusätzlich zur Website wird die Bevölkerung mit Postkarten, einer Info-Ausstellung in Wiener Neustadt und Lichtenwörth sowie weiteren Maßnahmen über das Projekt informiert. Fragen können an das Projekt-Postfach info@ringschluss-wn.at gesendet werden.
Ja, der Ringschluss Wiener Neustadt wurde einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen. Für die meisten Bauvorhaben dieser Art ist ein Verfahren nach dem UVP-Gesetz (Umweltverträglichkeitsprüfung) erforderlich. Dabei werden die Auswirkungen eines Projektvorhabens auf die Umwelt beschrieben und von Sachverständigen aus verschiedensten Fachbereichen beurteilt. Prüfbereiche sind beispielsweise Pflanzen und Tiere, Grundwasser und Oberflächengewässer oder auch Ort- und Landschaftsbild.
Auch wenn die Idee für den Ringschluss schon viele Jahre zurückliegt. Zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht wurde das Projekt im Jahr 2016. Das bedeutet, dass alle geltenden Normen und gesetzlichen Bestimmungen für Naturschutz, Menschenschutz, Gewässerschutz usw. erfüllt sind. Andernfalls hätte es keine positive Genehmigung gegeben. Zusätzliche Maßnahmen wie die Zieselquerung im Bereich B60, der Radweg entlang der Kläranlage, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Lichtenwörth sowie aktiver und passiver Lärmschutz sind behördlich oder gerichtlich vorgeschrieben. Während der Bauphase gelten umfangreiche Vorschriften wie beispielsweise ein Routingkonzept und das Monitoring tatsächlich befahrener Strecken für den Baustellenverkehr.
Das Projekt erhielt 2019 einen positiven Bescheid. Nachdem der Verfassungsgerichtshof einen Einspruch abgelehnt hatte, wies auch der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) 2022 die letzte noch ausstehende Revision zurück. Damit konnte nach mehr als sechs Jahren intensiver Prüfung die Umweltverträglichkeit festgestellt und alle nötigen Verfahren erfolgreich und rechtsgültig abgeschlossen werden.
Für den Bau des Ringschlusses wird eine Fläche von 16 Hektar benötigt. Davon werden lediglich 5,9 Hektar asphaltiert, darunter fällt auch ein knapper Hektar an asphaltierter Fläche für Radwege. Weitere 5 Hektar sind geschotterte Begleitwege für die Landwirtschaft und den Radverkehr. Mehr als 5 Hektar entfallen auf humusierte Bereiche wie Böschungen oder Mulden.
Zusätzlich werden 5 Hektar ökologische und forstliche Ausgleichsflächen geschaffen. Darin enthalten sind ein 4,3 Hektar großes Areal, welches sich bereits im Eigentum des Landes befindet, und eine neue, dauerhafte Lebensraumfläche für Feldlerchen darstellt. Dies fördert die lokale Artenvielfalt und leistet einen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Eine Fläche von 4.000 m2 kann rekultiviert und der Landwirtschaft zurückgegeben werden.
Die Grundlage für das Projekt Ringschluss Wiener Neustadt bilden das Niederösterreichische Landesverkehrskonzept 2000, das Mobilitätskonzept Niederösterreich MK NÖ 2030+ und die Verkehrsuntersuchung 2014.
Die Grazer Straße in Wiener Neustadt weist eine hohe Verkehrsbelastung auf. Im Ausgangsjahr der Verkehrsuntersuchung für die Umweltverträglichkeitsprüfung (2013) wurden in der Grazer Straße ca. 26.100 Kfz pro Tag gezählt. Auf der Ausweichroute über die Nestroystraße – Stadionstraße fuhren täglich bis zu ca. 11.600 Kfz. Im Bereich des Hauptplatzes Lichtenwörth wurden Querschnittsbelastungen von ca. 7.300 Kfz pro Tag gemessen. Diese hohen Verkehrsbelastungen führen zu hohen Lärm- und Abgasbelastungen und einer massiven Trennwirkung innerhalb der Ortschaften. Jedes Queren ist mit Problemen und Gefahren, speziell für die schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, verbunden.
Die Prognose für das Jahr 2030 ohne Ringschluss Wiener Neustadt lässt eine deutliche Zunahme dieser Kfz-Verkehrsbelastungen in Lichtenwörth und in Wiener Neustadt erwarten, die die bestehende Situation somit in Zukunft weiter verschärfen würde.
In der Prognose 2030 mit Ringschluss Wiener Neustadt wird für den Ringschluss eine Kfz -Verkehrsbelastung von ca. 14.200 Kfz pro Tag prognostiziert. Dadurch wird die Ortsdurchfahrt Lichtenwörth um 40 % gegenüber der Prognose ohne Ringschluss entlastet, dabei sind auch verkehrsberuhigende Maßnahmen in Lichtenwörth berücksichtigt.
Auch die Straßenzüge in Wiener Neustadt werden deutlich entlastet. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung wurde sogar ohne verkehrsberuhigende Maßnahmen in Wiener Neustadt eine Verringerung der Verkehrsbelastungen auf der Stadionstraße um bis zu 18 %, auf der Grazer Straße um 8 % und auf der Nestroystraße um 6 % im Vergleich zur Prognose ohne Ringschluss prognostiziert.
Darüber hinaus wird die Stadt Wiener Neustadt dank der Errichtung des Ringschlusses zusätzliche Maßnahmen der Verkehrsberuhigung in der Grazer Straße und im Stadtzentrum von Wiener Neustadt umsetzen können, um eine stärkere Verkehrsentlastung in Wiener Neustadt zu erreichen. Diese Maßnahmen werden unter intensiver Einbeziehung der Bevölkerung im ersten Halbjahr 2024 noch weiter detailliert, wobei – je nach Maßnahme – eine Entlastung von zumindest einem Viertel bis einem Drittel realistisch erscheint.
Um das Verkehrsproblem im Großraum Wiener Neustadt effektiv zu lösen, reichen zusätzliche Maßnahmen im öffentlichen Verkehr nicht aus. Im Rahmen einer umfassenden Untersuchung, die den gesamten Großraum Wiener Neustadt betrachtete, wurde der Ringschluss als beste Variante ermittelt.
Das Mobilitätskonzept Niederösterreich MK NÖ 2030+ hat den Bau des Ringschluss Wiener Neustadt – vormals Ostumfahrung Wiener Neustadt – als ein Infrastrukturprojekt mit höchster Priorität eingestuft.
Im Zuge des Planungsverfahrens wurden verschiedene Trassenvarianten geprüft. Diese wurden in ihren Auswirkungen auf Umwelt, Raum, Verkehr und Kosten bewertet, die Vor- und Nachteile dargelegt und der Zielerreichungsgrad der definierten Ziele geprüft. Die Variante 1 „Lichtenwörth“ wurde aus ökologischer, verkehrstechnischer und ökonomischer Sicht am besten bewertet.
Um das Verkehrsaufkommen im Großraum Wiener Neustadt effektiv zu bewältigen, sind zusätzliche Maßnahmen im öffentlichen Verkehr nicht ausreichend. Eine umfassende Untersuchung des gesamten Gebiets von Wiener Neustadt ergab, dass der Bau des Ringschlusses die beste Lösung darstellt. Selbst umfangreiche Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr in und um Wiener Neustadt können laut Verkehrsprognosen den erwarteten Anstieg des Verkehrsaufkommens bis 2030 nicht kompensieren. Es bedarf daher dringend einer ganzheitlichen Lösungsstrategie zur Bewältigung dieser Herausforderung.
Die Grazer Straße ist eine Landesstraße und nimmt derzeit den Verkehr auf, welcher sich entlang der Nord-Süd-Ausrichtung durch die Stadt Wiener Neustadt bewegt. Erst mit Umsetzung des Ringschlusses entsteht eine weitere Nord-Süd-Straßenverbindung, die auch den Verkehr in das Arena-Nova-Gebiet aufnehmen wird. Dadurch kommt es einerseits zu einer Entlastung der Grazer Straße, andererseits liegen dann die Voraussetzungen vor, ein LKW-Durchfahrtsverbot entlang der B17 zu erlassen sowie abschnittsweise ein Tempolimit auf 30 km/h verordnen zu können. Wesentlich ist, dass zukünftig nur noch der Quell- und Zielverkehr die Straße nützt und v.a. der durchfahrende Schwerverkehr um die Innenstadt herumgeleitet wird.
Während der Bauphase stellt die ökologische Begleitaufsicht die Einhaltung aller umwelttechnischen Auflagen sicher. Zusätzlich wird ein pflanzenökologisches Monitoring eingerichtet. Es überprüft die Entwicklung der Vegetation auf den Ausgleichsflächen. Totholz und Wurzelstöcke im Trassenbereich werden vor Baubeginn geborgen und nach der Bauphase wieder eingebracht.
Für den Bau des Ringschlusses Wiener Neustadt werden rund 1.300 m² Baumbestand entfernt. Die Fläche wird im Ausmaß von 1 : 3 mit typischen einheimischen Auwaldgehölzen aufgeforstet. Mindestens 3.900 m² Auwald mit Strauchsaum werden angelegt.
Im südlichen Bereich am Ufer des Fischa-Mühlbachs ist lediglich eine Ufergehölzzeile mit einer Breite von 10 Metern von der Trasse betroffen. Ein ökologisches Büro identifizierte bei einer Begehung vier ältere Bäume und kleine Gehölze, die am Fischa-Mühlbach entfernt werden müssen. Im nördlichen Bereich an der Warmen Fischa müssen nur fünf ältere Bäume und kleine Gehölze entfernt werden.
Für die Errichtung des Ringschlusses sind einige Maßnahmen zum Schutz der Anrainerinnen und Anrainer geplant. Hochabsorbierende Schallschutzwände halten die Lärmbelastung so gering wie möglich. Landschaftsplanerische Maßnahmen schwächen die visuelle Präsenz der neuen Trasse ab: Bepflanzungen und Leitgehölze sichern die gute Einbindung in die Landschaft. Mehrere Querungsmöglichkeiten sorgen für die Passierbarkeit der Trasse.
Während der Bauphase werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Anrainerinnen und Anrainer bestmöglich zu schützen und abzuschirmen. Um die Staubbelastung zu minimieren, wird sowohl die Luftgüte gemessen als auch die Baustraße – abschnittsweise sogar automatisch – bewässert. Die Lärmbelastung wird berücksichtigt, indem emissionsarme Baumaschinen eingesetzt und regelmäßige Lärmmessungen durchgeführt werden. Für eventuelle Beschwerden oder Anliegen wird zum Baustart eine Ombudsstelle eingerichtet.
Darüber hinaus werden spezielle Lärmschutzfenster installiert, um den Geräuschpegel
der am stärksten betroffenen Anrainerinnen und Anrainer weiter zu reduzieren.
Die Transporte zur Baustelle haben so zu erfolgen, dass Siedlungsgebiete so weit als
möglich vermieden werden. Die Einhaltung dieser Vorgabe wird engmaschig kontrolliert.
Nicht zuletzt liegt ein besonderes Augenmerk darauf, das Wegenetz während der
Bauarbeiten aufrechtzuerhalten, um den Zugang für alle Beteiligten sicherzustellen.
Während der Bauphase wird auf die Brutzeit der Vögel geachtet. Für Vögel und Insekten werden 5 Hektar Brachflächen und Blühstreifen angelegt. Ziesel bekommen eigene Querungshilfen und Ausgleichsflächen. Das tierökologische Monitoring überprüft nach der Bauphase, ob die Querungsmöglichkeiten für Ziesel und andere Tiere voll funktionsfähig sind.
An der Querung der Warmen Fischa bzw. des Fischa-Mühlbaches werden große Brücken gebaut, welche eine wichtige Wechselmöglichkeit für die Wildtiere darstellen. Die Bäche sind wichtige Leitstrukturen für lokale Wildwechsel und auch nach Errichtung der Trasse als solche nutzbar. Zudem werden drei Kleintierdurchlässe mit einer Breite und einer Höhe von jeweils einem Meter errichtet. Somit können auch kleinere Wildtiere die Trasse des Ringschlusses Wiener Neustadt queren.
Die umfassenden Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen betreffen unter anderem Lärmschutzmaßnahmen, Maßnahmen zur Reduktion der Staubbelastung in der Bauphase, Ersatzaufforstungen und ökologische Ausgleichsflächen.
Im Teilraum Warme Fischa werden ökologische Ausgleichsflächen (Wald und Ufergehölze) in die Landschaft wiedereingebunden. Ersatzaufforstungen im Ausmaß von 1:3 sind vorgesehen. Somit werden mindestens 3.900 m² Wald mit Strauchsaum angelegt.
Das Land Niederösterreich und die Stadt Wiener Neustadt haben sowohl regionale als auch lokale Siedlungsgrenzen festgelegt, außerhalb derer eine Verbauung der Grünflächen ausgeschlossen ist. Damit ist auch ein Gewerbegebiet entlang des Ringschlusses unmöglich.
Die bestehenden Radwege sollen so weit wie möglich beibehalten werden. Aufgrund von Bauarbeiten kann es notwendig sein, lokale Umleitungen für Radfahrerinnen und Radfahrer einzurichten, beispielsweise während des Baus der Brücke an der Rechten Kanalzeile. Dabei sind hauptsächlich kleinräumige Umlegungen geplant, teilweise müssen Radfahrerinnen und Radfahrer über vorhandene Straßen umgeleitet werden. Die Dauer möglicher Umleitungen variiert stark von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten – genauere Informationen werden wir rechtzeitig bereitstellen.
Im Bereich der Franz von Furtenbach-Straße und der Kreuzung Haderäckerweg/Kapellengasse werden die Radwege mit Fertigstellung des Ringschlusses Wiener Neustadt dauerhaft unterbrochen. Zur Wiederherstellung dieser Verbindungen wird das Radwegenetz in Zusammenarbeit mit den Gemeinden neu strukturiert und spätestens bis zur Inbetriebnahme des Ringschlusses Wiener Neustadt entsprechend beschildert. Ein neuer Radweg soll errichtet werden, um die fehlende Querungsmöglichkeit bei der Kreuzung Haderäckerweg/Kapellengasse auszugleichen. Der durchgehend asphaltierte Radweg führt von Lichtenwörth über die Kapellengasse und einem vorhandenen „Stichweg“ zur Unterführung beim Fischa-Mühlbach, dann entlang der Kläranlage bis zum Haderäckerweg. Die Strecke ist etwa 500 m länger als die Route über den Haderäckerweg/Kapellengasse, alternativ kann auch die direkte Verbindung Wiener Neustädter Straße/Am Triangel genutzt werden.
Es wird weiterhin möglich sein, Naherholungsräume zu nutzen, denn es ist nicht geplant, Erholungsgebiete in großem Umfang zu beanspruchen. Lediglich der Nadelburg-Radweg und einige Verbindungswege zwischen Lichtenwörth und Wiener Neustadt werden vorübergehend umgeleitet. Zudem wird ein neuer Radweg mit Unterführung geplant (Fischa-Mühlbach – nahe Kläranlage – Richtung Warme Fischa – Richtung Wiener Neustadt).
Alle Eigentümerinnen und Eigentümer erhalten einen Quadratmeterpreis weit über dem Marktpreis.